BOTSCHAFT Der Bischofssynode des Großerzbistums von Kiew und Halych der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche an die Gläubigen und an alle Menschen guten Willens anlässlich des 70. Jahrestages der Tragödie von Wolynien

   Der hochgeehrten Geistlichkeit, dem ehrwürdigen Mönchtum,
den Laien der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche und allen Menschen guten Willens
Geliebte in Christus!
Wir stehen unmittelbar vor dem 70. Jahrestag des ukrainisch-polnischen Konfliktes in Wolynien. Daher wollen wir, die Bischöfe der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, durch diese Botschaft unseren Standpunkt hinsichtlich dieser tragischen Ereignisse zum Ausdruck bringen. Das verlangt von uns nicht nur das Streben danach, die unschuldigen Opfer zu ehren und sich in Trauer mit ihren Verwandten zu solidarisieren, sondern auch die Sorge, dass das politisch bedingte Manipulieren mit den Umständen dieser Tragödie und die verhärtete Unversöhnlichkeit der menschlichen Herzen von einzelnen Personen oder Gruppen das erlöschende Feuer der Feindschaft zwischen den Nationalitäten nur anfachen können.
Die Historiker haben noch viel zu tun, um alle Umstände und schrecklichen Einzelheiten des Verlaufs der ukrainisch-polnischen Konfrontation, des Blutvergießens und ihre bitteren Konsequenzen zu klären, sowie die Namen derer festzustellen, die darunter gelitten hatten. Eines aber steht ohne Zweifel fest: nicht ein einziges unschuldig vernichtetes Leben und nicht das kleinste zugefügte Unrecht haben eine Rechtfertigung vor dem Herrn.
Der Brudermord von 1942-1943 in Wolynien bedarf vor allem einer christlichen Bewertung, denn nur diese kann das Gedächtnis heilen und die Antworten auf die moralischen Dilemmas geben, welche diesen Konflikt begleitet hatten. Gott erschuf uns als Verschiedene, daher werden das ukrainische und das polnische Volk notwendigerweise unterschiedliche kollektive Erinnerungen an diese Ereignisse haben. Sie werden sich voneinander in der Bewertung des historischen Zusammenhanges unterscheiden, in welchem diese Ereignisse stattfanden und sie werden ihnen unterschiedliche Namen geben.
Trotz dieses Unterschieds, haben wir den gleichen Status der Kinder Gottes. Der Herr hinterließ uns die gleichen Gebote und Er verpflichtete uns gleicherweise dazu, diese zu halten. Vor dem Antlitz des Herrn mit seiner kategorischen Aufforderung „Du sollst nicht töten!“ können wir also nicht umhin, uns auf die gleiche christliche Bewertung unserer Vergangenheit zu einigen. Vor dem Antlitz der Menschgewordenen Liebe müssen wir mit dem bitteren Gefühl der Schuld und der Reue stehen, denn für die gegenseitige Feindschaft bis zum Vergießen von Bruderblut gibt es keine Rechtfertigung.
Die christliche Bewertung der Tragödie von Wolynien und des Unrechts in den Beziehungen zwischen Ukrainern und Polen, welches dieser vorangegangen war oder durch sie bedingt wurde, verlangt von uns, sie eindeutig zu verurteilen. Verurteilungswert waren aus christlicher Sicht sowohl die Politik, welche darauf gerichtet war, die Ukrainer um ihr Selbstbestimmungsrecht im eigenen Land zu bringen, als auch die Waffengewalt gegen die polnische Bevölkerung in Wolynien.
Es ist unsere moralische Pflicht vor Gott, zu begreifen, dass politische und ideologische Staatsräsons, die ihren Anhängern so überzeugend erschienen, letztendlich zur Ermordung unschuldiger Menschen und zur gegenseitigen Rache führten. Das, was von jemandem für gerecht und gleichsam von Gott geweiht gehalten wurde, stellte sich als ein schreckliches Zertreten seiner Gebote und eine große Verfinsterung des menschlichen Geistes heraus.
Wir stehen vor dem Antlitz unseres Herrn Jesu Christi, Der die menschgewordene Wahrheit ist, Welche dem Menschen geoffenbart wurde, und es tut uns leid, wenn wir unser Unvermögen feststellen, im Leben die Lehre zu verwirklichen, welche aus der heiligen Taufe entspringt. Wir erweisen eine besondere Ehre und wir gedenken gebührend derjenigen nichtwenigen Helden, die sowohl seitens des ukrainischen als auch des polnischen Volkes unter Lebensrisiko ihre Nächsten vor dem Tode retteten oder in diesen stürmischen Zeiten auf eine andere Weise für ihre Verteidigung eintraten. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir keine Macht über die Vergangenheit besitzen. Deshalb ist es unser Ziel, die tragische Vergangenheit nicht nur mit einem christlichen Blick zu sehen, indem wir diese in die Hände des barmherzigen Gottes legen und den Höchsten darum bitten, die Wunden der Geschichte am Leibe unserer Völker zu heilen. Vielmehr geht es uns darum, unsere Gegenwart und Zukunft zu beschützen, für die wir unmittelbar verantwortlich sind. Es ist die Aufgabe unserer Kirche, sicherzustellen, dass unsere Völker, welche die Beziehungen untereinander als Nachbarn aufbauen und zu einer Pilgerfahrt in die gemeinsame Zukunft aufbrechen, nur die richtige spirituelle Ausrüstung und die unverfälschten Gebote Christi mitnehmen.
Wir haben den Wunsch, die Sache der Versöhnung zwischen den beiden Brudervölkern – dem ukrainischen und dem polnischen, um der gegenseitigen Vergebung im Namen der Gerechtigkeit willen fortzusetzen. Diese Sache wurde am 22. Mai 1945 im St. Josafat-Kollegium in Rom durch den ukrainischen Bischof Ivan Buchko und den Primas von Polen, August Kardinal Hlond, begonnen. Einen besonderen Meilenstein in dieser heiligen Sache stellte die liturgische Bekräftigung des Aktes der gegenseitigen Vergebung und Einigung dar, welche am 19. Juni AD 2005 in Warschau und am 26. Juni AD 2005 in Lemberg stattgefunden hatte.
Wir unterstützen den Aufruf des Gesamtukrainischen Rates der Kirchen und der religiösen Organisationen in seiner Erklärung „Das Wissen um die Vergangenheit ist der Weg in die Zukunft“ vom 3. Oktober AD 2012. Man muss den Konflikten zwischen Religionen und Völkern widerstehen. Wir sollen das tun – sowohl durch das Zeugnis über gute Beispiele der Zusammenarbeit, des gegenseitigen Respekts, der Verständigung und der Unterstützung zwischen den Vertretern verschiedener Nationen und Religionen, als auch durch das Studium, die gedankliche Verarbeitung und die Verbreitung der Wahrheit über die Vergangenheit.
Wir beten für die ewige Ruhe und das Himmelreich für alle unschuldig Getöteten, die im Bruderkrieg von 1943 in Wolynien und in anderen ukrainischen und polnischen Gebieten gefallen waren. Mögen sie sich des ewigen Lebens und der Seligkeit erfreuen, unter den Gerechten zur Rechten des Herrn stehend!
Mögen der Friede und die Gnade Gottes in den Seelen ihrer Familienmitglieder herrschen, damit der Krieg, welcher seit langem in Wolynien erloschen ist, in den menschlichen Herzen nicht weiterdauert!
Wir bitten Gott darum, uns zu Erben der spirituellen Heldentat der barmherzigen Menschenfreunde zu machen und uns vor den Versuchungen zu bewahren, welche den Menschen dazu neigen, sich am Gottes Gesetz zu vergreifen.
Möge der Herr dem ukrainischen und dem polnischen Volke helfen, im Frieden und in der guten Nachbarschaft fester zu werden und ihre spirituellen Schätze zum Ruhme Gottes miteinander zu teilen!
Im Namen der Bischofssynode des Großerzbistums von Kiew und Halych der UGKK
+SVIATOSLAV
Der Großerzbischof von Kiew und Halych der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche
Gegeben in Kiew, an der Patriarchalkathedrale der Auferstehung Christi,
am 11. März AD 2013
Wir beauftragen die in der Seelsorge tätigen Priester damit, diese Botschaft den Gläubigen jeweils nach der Göttlichen Liturgie am Käsesonntag, dem 17. März dieses Jahres, vorzulesen.
http://ugcc.org.ua

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